Die Lösung, die die menschliche Zivilisation retten wird, wird eine ganz einfache sein. Wir haben lange genug Komplexität in unsere Welt hineingestopft. Sie verschlimmert nur unsere Lage; sie bringt uns immer weiter weg von unserem eigentlichen Ziel, glücklich zu sein.
Suffizienz? Nein, Genügsamkeit
Diese einfache, aber wirksame Lösung heißt Genügsamkeit. Sie nimmt ein großes Stück der Komplexität aus unserer Zivilisation heraus und beendet die meisten ihrer Probleme. Sie ist unsere einzige Rettung.
Der Begriff Suffizienz suggeriert uns, dass wir bloß sparsamer sein müssen. Das wird nicht reichen.
Was Menschen zu benötigen glauben, ist nur zu einem kleinen Teil auf den objektiv vorhandenen Bedarf ihres Körpers und Geistes zurückzuführen. Der Rest entstammt ihren Wünschen, die kein natürliches Limit haben. Wenn wir sie nicht bewusst und kritisch hinterfragen, wachsen sie mit jeder Befriedigung weiter. Genügsamkeit ist das Resultat dieses Hinterfragens. Sie kann aus einer rein vernunftgeleiteten Erwägung entstehen oder das Ergebnis der inneren Zufriedenheit des Menschen sein. Im ersten Fall führt sie auf natürliche Weise zu einem Gefühl des inneren Friedens. Im zweiten ist sie die Folge der im Inneren bereits empfundenen Eintracht. Wir brauchen diese Genügsamkeit dringend. Warum?
Sie bewirkt automatisch einen geringeren Verbrauch der Ressourcen der Natur und reduziert den Abfall. Sie entkoppelt unser Denken und unsere Lebensziele vom Konsum. Sie schenkt uns Zeit und schafft mehr Raum für unser menschliches Wachstum. Sie schwächt die Konkurrenz, die Gier und den Egoismus in der Gesellschaft und stärkt die Gemeinschaft durch mehr Solidarität, Hilfsbereitschaft und Offenheit.
Wir haben Genügsamkeit aus unserem Wertekanon verbannt, weil sie dem Kapitalismus im Wege stand.
Das einfache Leben bedeutet außerdem weniger Bequemlichkeit und mehr Bewegung, einfacheres und deswegen natürlicheres Essen, eine gesündere Lebensweise. Objektiv betrachtet und vom Standpunkt der Gesellschaft hat sie ausschließlich positive Folgen. Die einzigen Verlierer dieses gesellschaftlichen Konzepts sind Menschen, die heute aus unserem ausufernden Konsum Kapital schlagen.
Genügsamkeit als politisches Programm
Wie können wir der Genügsamkeit in unserer Kultur Geburtshilfe leisten? Indem wir über unsere Lebensziele ernsthaft nachdenken und unsere Bedürfnisse hinterfragen.
Wenn wir uns bei unserem Nachdenken von der Maschinerie des heutigen Marktes losbinden und die Genügsamkeit zum gesellschaftlichen Thema machen, wird das mit der Zeit Einfluss auf unsere Lebensweise haben.
Genügsamkeit bedeutet, Verantwortung für das Leben auf unserem Planeten zu übernehmen. Sie führt zu einer solidarischen und deswegen lebenswürdigen Gesellschaft. Das Bewusstsein für beides wächst gegenwärtig in den meisten westlichen Ländern überraschend schnell. Der Zeitpunkt ist deswegen günstig, um neue gesellschaftliche Bewegungen und neuartige Parteien zu gründen, die Genügsamkeit zu einem ihrer Ziele erklären.
Genügsamkeit ist die einfachste Lösung unseres Umwelt- und Ressourcenproblems.
Genügsamkeit ist natürlich. Die gesamte Natur, bis auf die Menschen, ist genügsam. Wir haben die natürliche Ordnung der Welt durch unsere Gier zerstört. Die einzige Alternative ist, zur natürlichen Ordnung des Lebens zurückzukehren – durch Genügsamkeit.
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