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Denken wir Umweltschutz groß genug?

Aktualisiert: 6. Okt. 2022


Unsere Umwelt besteht nicht nur aus Luft, Wasser, Boden, Flora und Fauna. Wir leben auch in einer sozialen, kulturellen und ethischen Umwelt, in einer Umwelt aus Beziehungen, Interaktionen, Werten und Wünschen. Wie steht es mit dem Schutz dieser Umwelt?


ein Kind am Computer

Schutz der sozialen Umwelt


In der Gesellschaft gibt es zwei entgegengesetzte Kraftfelder. Wenn man einige Generationen zurückschaut, sieht man auf der Ebene der ganzen Gesellschaft wachsende Solidarität, Mitgefühl, Verständnis für die gesellschaftliche Diversität und Sinn für Gerechtigkeit. Gleichzeitig stellt man in den Familien und im lokalen Umfeld zurückgehendes Verantwortungsgefühl für die anderen und Schwächung der sozialen Beziehungen fest. Unsere soziale Umwelt wird dadurch immer unpersönlicher und abstrakter. Weil das gesellschaftliche Gerüst auf den persönlichen, konkreten Beziehungen zwischen Menschen und Menschengruppen aufgebaut ist, schwächt diese Entwicklung die Robustheit unserer sozialen Umwelt.


Das soziale Gewebe wird brüchig und kann reißen, wenn wir es nicht gezielt schützen.

Ein brüchiges gesellschaftliches Gewebe begünstigt außerdem Personen und Kräfte, die spalten wollen, die mit Eigensucht oder Hass arbeiten. Diese Entwicklung kann zu gefährlicher sozialer Umweltzerstörung führen.


Tun wir genug für den sozialen Umweltschutz?


Schutz der kulturellen Umwelt


Die Kultur wird in den Familien, im direkten sozialen Umfeld, in den Schulen und Universitäten, in der gesellschaftlichen Kommunikation und im persönlichen Konsum kultureller Inhalte aufrechterhalten. Über die Entwicklung in der familiären und in der lokalen Umwelt haben wir bereits gesprochen. Wie haben sich unsere Bildung, Kommunikation und der kulturelle Konsum entwickelt?


Die Bildung ist einem langsamen Degradierungsprozess ausgesetzt. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Zuerst bilden wir unsere Kinder mit einem falschen Ziel aus. Die primäre Aufgabe der Schulen ist, Fachkräfte für die Wirtschaft zu liefern. Deswegen werden Wissen und Erfahrung in Fächern, die für die Tiefe und für den Reichtum der Kultur stehen, zunehmend marginal. Das ist die Bildungsrealität in Deutschland jenseits der politischen Sprechblasen.


Die Bildung könnte das wichtigste Instrument des sozialen, kulturellen und ethischen Umweltschutzes sein. Leider trägt sie heute eher zu der Umweltzerstörung bei.

Außerdem bekommen immer weniger Kinder zu Hause die Umwelt, die für ein gesundes, natürliches Wachsen des Geistes, des Herzens und der Seele notwendig ist. Zu einer gesunden Umwelt gehören genügend Interaktionen mit den Eltern, mit anderen Erwachsenen und mit den Gleichaltrigen, besonders, wenn sie sich nicht auf den oberflächlichen Austausch beschränken. In einer gesunden Umwelt haben die Kinder genügend Gelegenheiten, Wertschätzung für Menschen und Natur, Tugenden wie Einfachheit oder Hilfsbereitschaft zu lernen, und bekommen genug Nahrung für das Gedeihen positiver Gefühle, kreativer Fantasie und Güte.


Die Kinder und Jugendlichen verbringen heute immer mehr Zeit mit digitalen Medien und werden von ihnen geformt. Daraus entstehen Reizsucht, Aggressivität, Materialismus. Es fehlt ihnen zunehmend an sozialer Kompetenz, Mitgefühl, Fähigkeit zur Introspektion. Die Entwicklung einer reifen Persönlichkeit, die bei ihren Entscheidungen auch an die anderen denkt, wird immer schwieriger. Die innere Welt des jungen Menschen kann sich in einer solchen Umwelt kaum in die Tiefe entwickeln. Und weil er durch oberflächliche Bildung nicht tief in den Werten, Leitbildern und Idealen der Hochkultur verwurzelt ist, driftet er mit den wechselnden Strömungen der medialen Quasi-Realität.


Zudem vergessen wir gerne, dass die Massenmedien (inklusive der sozialen Medien, die die Tarnung des Persönlichen tragen) kommerzielle Ziele verfolgen oder den Machtinteressen der dahinterstehenden Gruppen dienen. Wir konsumieren die Inhalte, nutzen die Kanäle und werden uns immer weniger der unterschwelligen Manipulation bewusst. In einer solchen Umwelt können die Unabhängigkeit des Geistes und der Tiefgang des Denkens nur leiden.


Wir dachten, dass die digitalen Massenmedien die Freiheit und Diversität des Denkens fördern. Wir wachen nun in einer manipulierten Realität auf, auf die niemand mehr verzichten zu können glaubt.

Auch die gesellschaftliche Kommunikation und der persönliche Konsum der Kultur werden immer seichter und flüchtiger. Bei gegebener Aufmerksamkeitsspanne und Zeit muss die Qualität des kulturellen Austausches mit der wachsenden Quantität leiden. Wir wiegen uns in der Illusion der Fülle, die aus der Menge an Informationen und Reizen resultiert, und merken nicht, dass wir oberflächlicher werden.


Nicht nur die Natur, auch die Kultur ist schützenswert. Tun wir genug für den kulturellen Umweltschutz?


Schutz der ethischen Umwelt


Werte erwachsen auf dem Boden der zwischenmenschlichen Interaktionen und der Vorbilder und Werke der Kultur, wenn dieser Boden nahrhaft ist. Im Umkehrschluss müssen sie mit der Erosion dieses Bodens schwächeln. Und weil die schwächelnden Werte wiederum zu weiterer Brüchigkeit des gesellschaftlichen Gewebes und Seichtheit der Kultur beitragen, haben wir eine gefährliche Dynamik in Gang gesetzt, die unsere Gesellschaft, Demokratie und Kultur zerstören könnte.


Deswegen müssen wir auch die Frage, ob wir genug für den ethischen Umweltschutz tun, leider mit Nein beantworten.


Es ist höchste Zeit, laut zu werden!


Man könnte aber die soziale, kulturelle und ethische Umwelt des Menschen gezielt stärken, wenn man die Prioritäten des Staates änderte. Es ist der Staat, der über die Regeln und Mechanismen des kulturellen Austauschs und der Wirtschaft oder über die Ziele und die Bedingungen der Bildung bestimmt. Der Staat entscheidet direkt oder indirekt darüber, in welche Bereiche und mit welchen Schwerpunkten unser gemeinsames Geld investiert wird.


Aber vor allem müssen wir uns über diese verheerenden Entwicklungen in unserer sozialen, kulturellen und ethischen Umwelt bewusst werden! Unsere kulturellen, politischen und religiösen Eliten müssen laut und aktiver werden. Das ist die einzige Chance, auch diesen Umweltschutz zu einem gesellschaftlichen Thema zu machen und Veränderung bei den politischen Entscheidungen zu bewirken.


Was unsere Gesellschaft dringend braucht, ist, dass unsere kulturellen und religiösen Eliten laut werden!

In einer Welt der Demagogen, Diktatoren, des Mammons und der Spiele wird es uns nicht viel nützen, wenn wir die Klimaerwärmung gestoppt haben.



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