Landwirtschaft in Harmonie mit Natur
Aktualisiert: 6. Okt. 2022
Wissenschaftler haben errechnet, dass uns kaum mehr 60 Ernten bleiben. Dann ist der Boden weltweit vernichtet, wenn unsere Lebensmittelproduktion weiter so bleibt wie sie ist. Wir müssen den Krieg der Landwirtschaft mit der Natur beenden.

Es ist irgendwie zur Normalität geworden, durch eine leere und öde Landschaft zu fahren. Zu Fuß wagt man sich in diese Weiten überhaupt nicht mehr hinaus. Oft reiten kleine Wirbelwinde, Staubgirlanden über die Felder: wertvollster feiner Humus fliegt davon.
Der Humusverlust, der aus der industriellen Bearbeitung der Böden resultiert, ist enorm. Humus ist das, was dem Bodenleben als Nahrung und als Wohnung dient. Kein Humus bedeutet: kein fruchtbarer Boden; was wiederum bedeutet, dass sich Pflanzen nicht ernähren können und wiederum kein Humus aufgebaut werden kann. Gerade das Pflügen scheint dabei eines der ursächlichen Probleme zu sein.
Heutzutage ist das, was unhinterfragt schon seit Jahrhunderten gemacht wird, verhängnisvoller denn je. Mit der Kraft riesiger Traktoren wird auf Flächen von 100 ha und mehr die Erde umgebrochen und liegt dann Tage und Wochen lang blank. In dieser sprichwörtlichen Wüste existiert immer weniger Leben. Die im Boden lebenden Organismen sterben, wenn sie an die Luft kommen, der enthaltene Humus zerfällt und gibt CO2 in die Atmosphäre ab.
Mit der industriell betriebenen Landwirtschaft führen wir de facto Krieg mit dem Leben in unseren Böden – dem Leben, das uns ernährt.

Unterjochte Natur
Unsere Lebensmittel wachsen auf Böden, die vor der Aussaat mit Gift behandelt werden, damit sich die natürlich vorkommenden Kräuter dort nicht ausbreiten. Und während dann auf den riesigen Flächen diese eine Pflanzenart wächst, die gewünscht ist, wird akribisch darauf geachtet, dass keine andere Pflanzenart sich ausbreitet. Dabei bestehen auf unseren Äckern für Wildkräuter ideale Bedingungen: Die offene Erde lädt die Samen von Pionierpflanzen geradezu ein, sich von selbst anzusiedeln. Auf diese Weise entsteht der so genannte Unkrautdruck, der vom Menschen selbst gemacht ist. Bliebe der Erdboden nicht so unbedeckt, könnten sich auch nicht so viele Wildkräuter ansähen.
In der Natur strebt das Leben danach, die unbelebten Räume zu besetzen. Diese als “Sukzession” bezeichnete Entwicklung führt ganz natürlich von der unbewachsenen Fläche hin zum Hochwald. Natürlich braucht diese Entwicklung einige Jahre und ggfs. sogar Jahrzehnte. Mit der aktuell vorherrschenden Methode des Ackerbaus arbeiten wir gegen diese natürliche Entwicklung. Und zwar ununterbrochen, jedes Jahr von Neuem!
Der Waldgarten – ein komplett anderer Ansatz
In einem Waldgarten versucht man einen Waldrand oder eine Waldlichtung nachzubauen. Man gestaltet dort mit der Zeit einen dreidimensionalen Anbauraum mit Nutzpflanzen.
In einem Waldgarten wird willentlich ein komplexes Biotop etabliert: eine Vielzahl von Pflanzenarten, die sich gegenseitig unterstützen und uns auf vielfältige Weise Nahrung, Rohstoffe und andere Produkte liefert. Je komplexer ein solches System ist, d. h. je mehr Pflanzenarten, Tierarten und natürliche Kreisläufe darin etabliert sind, desto stabiler ist dieses System. Ein komplexes System kann erwiesenermaßen besser mit Änderungen der Umweltbedingungen umgehen als eine Monokultur.
Das erscheint auch ganz logisch, wenn man sich ein wenig in die Situation hineinversetzt. Bei einem komplexen System, das aus vielen Arten besteht, ist es für den Gesamterfolg nicht so entscheidend, ob eine bestimmte Art überlebt oder ob es ihr gut oder schlecht geht. Ein Waldgarten kann 200-300 verschiedene Pflanzenarten enthalten, von denen 20-30 uns direkt Nahrungsmittel liefern.