Die Zukunft liegt näher, als wir glauben!
Aktualisiert: 6. Okt. 2022
Die politische Entwicklung in vielen Ländern der Welt ist sehr beunruhigend. Sie ist kein Zufall, sondern das Ergebnis unseres Denkens und unserer Lebensweise. Diese wurden von der zivilisatorischen Entwicklung der letzten 250 Jahre geformt. Der Motor dahinter ist die Wirtschaft. Sie ist der Schlüssel für unsere Zukunft, wenn wir eine haben wollen.

Eine andere Wirtschaft?
Wenn wir die Bilanz unserer zivilisatorischen Anstrengung seit der industriellen Revolution aufstellen, steht ganz oben auf der Aktivseite der Wohlstand. Auf der anderen Seite findet man zwei schwerwiegende Verbindlichkeiten: die Zerstörung der Natur und die wachsenden gesellschaftlichen Spannungen. Es wird uns immer deutlicher, dass diese Verbindlichkeiten so nicht mehr tragbar sind. Wir müssen an dieser Bilanz etwas grundsätzlich verändern.
Ist die Bilanz unserer wirtschaftlichen Entwicklung wirklich positiv?
Die Ursache für beides, den Wohlstand und die Zerstörung, ist das wirtschaftliche Wachstum – weil auch der technologische Fortschritt von der Wirtschaft angetrieben wird. Wie die Wirtschaft funktioniert, bestimmt damit maßgeblich darüber, wie sich unser Leben und unser Denken entwickeln. Ist aber ein gänzlich anderes Wirtschaftssystem denkbar? Sicher. Ist es auch praktisch durchführbar? Ja, das ist es. Es wäre zwar eine Herkulesaufgabe, aber wenn man keine Wahl hat, stellt man sich auch den schwierigsten Aufgaben.
Haben wir wirklich keine Wahl?
Grenzen des Wachstums
Kenneth Boulding, ein großer US-amerikanischer Ökonom, hat uns schon vor langer Zeit auf das Grundproblem hingewiesen, als er sagte: „Wer glaubt, in einer endlichen Welt könne die Wirtschaft unendlich wachsen, ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom.“ Wir haben in der Vergangenheit die Wirtschaft als ein System für sich betrachtet und die Natur und die Gesellschaft als sein Umfeld. Das war ein Denkfehler. Ohne natürliche Ressourcen könnten Unternehmen nichts produzieren. Genauso wenig kann Wirtschaft ohne Bildung, Wissenschaft, Familien, Moral, Infrastruktur, Gesundheitsvorsorge, also ohne die gesellschaftlichen und kulturellen Ressourcen, existieren.
Dieser Unterschied in der Betrachtungsweise ist entscheidend. Menschen optimieren ihre Entscheidungen und Aktivitäten in einem bestimmten Rahmen. Was sie als außerhalb des Bereiches sehen, für den sie sich verantwortlich fühlen, bleibt unberücksichtigt. Für die Wirtschaft seit 250 Jahren bedeutet diese Optimierung Wachstum, Gewinnmaximierung, Kapitalvermehrung. Der Schutz der natürlichen Ressourcen beispielsweise ist deswegen kein Ziel der Anstrengungen in den Unternehmen. Im Gegenteil: Die Natur sind Kosten und Kosten gilt es zu minimieren. Alles an Umweltschutz, was wir in der Wirtschaft erreicht haben, ist das Resultat der Intervention von außen, vor allem vom Staat. Diese Intervention ist notwendig, weil die Natur nicht als ein Teil des Systems Wirtschaft gesehen wird. Wenn die Unternehmen ihren Output optimieren, sind der Umweltschutz oder das Wohlergehen der Gesellschaft kein Teil des Spielfelds. Nur wenn die Gesetze und Auflagen es erzwingen, gehören sie für die Entscheider in den Unternehmen ins Bild.
Es gibt Alternativen
Wir müssen dringend über die Grundlagen unserer Wirtschaft nachdenken. Dabei kommen wir nicht drum herum, auch unsere Lebensweise infrage zu stellen. Sie ist das Ergebnis der wachsenden Produktion der Wirtschaft und des technologischen Fortschritts, die wir gedankenlos in unsere Taschen einstecken. Wir leben immer bequemer und unterhaltsamer. Leben wir aber gesünder, besser, glücklicher? In welcher Welt wollen wir eigentlich in 20 oder 50 Jahren leben?
Erst wenn wir unsere Lebensweise infrage stellen, wird die Zerstörung der Natur aufhören.
Die Wirtschaft ist ein System, das auf Regeln basiert. Wir betrachten die heute geltenden Regeln als zwingend, fast wie Naturgesetze. Das sind sie aber nicht. Sie könnten auch ganz anderes gestaltet werden. Dafür gibt es in der Systemwissenschaft und in der ökonomischen Praxis eine Methode, die solche Umgestaltung geplant und in Schritten ermöglicht. Die Regeln kommen bei dieser Methode allerdings erst im zweiten Schritt. Zuerst muss man sich entscheiden