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Menschenbild für eine nachhaltige Zivilisation

Swami Vivekananda kam vor gut hundert Jahren in den Westen mit einer Botschaft. Er wusste, dass die vorherrschenden Paradigmen, die die Welt regierten, am Ende ihrer Nützlichkeit angelangt waren. Eine neue Sichtweise, ja ein neues Fundament war für die künftige Zivilisation erforderlich.

Jeder Zivilisation liegt eine bestimmte Idee, ein Weltverständnis zugrunde. Unsere Zivilisation ist auf der Idee aufgebaut, dass das Ziel des Menschen ist, frei von Leiden und körperlicher Arbeit zu sein und ein unterhaltsames, sorgenfreies Leben zu führen. Die Mittel dafür sind die Vermehrung der Güter und die Vergrößerung des beanspruchten Raumes. Beides geschieht auf Kosten der Natur, und weil die Natur an ihre Belastungsgrenze gekommen ist, kann dieses Zivilisationsmodell nicht länger befolgt werden.

Swami Vivekananda griff seine Vision nicht aus der Luft. Er entwarf sie auf dem Fundament eines Menschenbildes, das bereits vor mehreren Tausend Jahren von unzähligen weisen Männern und Frauen in einer zur Perfektion entwickelten Introspektion erforscht wurde und in den Upanishaden (also im Vedanta) beschrieben ist: Der Mensch ist in seinem Wesen göttlich und das Ziel seines Lebens ist, diese Göttlichkeit zu erfahren. Das ist ein Paradigma, auf dem sich eine nichtzerstörerische, nachhaltige Zivilisation und eine friedliche, glückliche Gesellschaft aufbauen lassen.

In diesem Buch wurden die Texte, die seine Botschaft am besten zum Ausdruck bringen, zusammengestellt. Es enthält außerdem alle notwendigen Erläuterungen, die auch dem Leser, der bisher nicht mit dem vedantischen Denken in Berührung kam, ein klares Verständnis der Botschaft und des vedantischen Welt- und Menschenbildes ermöglicht.

Wenn Sie mehr über den Hintergrund dieses Buches erfahren möchten, lesen Sie den Blogartikel „Botschaft an das Anthropozän“ des Herausgebers.

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Über Swami Vivekananda

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Swami Vivekananda war ein Visionär einer besseren Welt. Er war ein Philosoph und ein Mönch, ein Schüler und Nachfolger von Sri Ramakrishna Paramahamsa, dem meistgeschätzten Yogi der letzten 200 Jahre. Er kam Ende des 19. Jahrhunderts in den Westen, in die USA und nach Großbritannien, und begeisterte und forderte gleichzeitig die intellektuelle Elite heraus.

 

Swami Vivekananda ist im Jahr 1863 in Bengalen geboren. Sein Vater war ein Rechtsanwalt am Obersten Gericht in Kalkutta, ein Agnostiker und unter dem Einfluss der westlichen Kultur. Seine Mutter war eine fromme Hindufrau, tief verwurzelt in der Tradition des Landes. Das Kind war seit seiner frühesten Kindheit sehr besonders. Er fing bereits in seiner frühen Kindheit an zu meditieren. In der Schule lernte er ungewöhnlich leicht. Er konnte den Inhalt einer Buchseite verstehen und wiedergeben, wenn er nur die erste und die letzte Zeile gelesen hatte. Während seiner Schul- und College-Zeit eignete er sich so ein umfangreiches Wissen über die westliche Geschichte, Philosophie und Logik an. Er besaß einen unbefangenen Geist und verlangte rationale Beweise, bevor er eine Schlussfolgerung als gültig akzeptierte. Er war die Verkörperung des modernen Geistes: wissbegierig, wachsam, intellektuell kompromisslos und integer.

Er begegnete seinem Meister mit 18 Jahren. Dieser erkannte sofort seinen späteren Botschafter. Der junge Mann blieb aber über lange Zeit seinem Guru gegenüber skeptisch. Nicht verwunderlich, wenn man sich den krassen Unterschied zwischen den beiden vor Augen führt. Swami Vivekananda war ein Intellektueller aus bestem Hause, mit exzellenter, westlich geprägter Bildung, der das nichtduale Brahman des Sri Ramakrishna strikt ablehnte. Was die beiden aber verband, erwies sich als ungleich stärker: die Tiefe der Seele und die Reinheit der Liebe zu Gott und den Menschen.

Er verbrachte insgesamt sechs Jahre in der Nähe von Sri Ramakrishna. Während dieser Zeit vollzog sich in ihm eine tiefgehende Umwandlung, die im Detail nur dem Schüler und dem Guru bekannt war. Er wurde buchstäblich von der Leidenschaft für Gott besessen, verbrachte Nacht für Nacht in Meditation und erreichte den Nirvikalpa Samadhi, den Gipfel des spirituellen Weges.

Nach dem Ableben des Meisters zogen seine Schüler in ein Haus in der Nähe von Kalkutta, um als Mönche zu leben. Irgendwann entschloss Swami Vivekananda sich aber, das riesige Land von Osten nach Westen und vom Himalaya bis zur Südspitze als Bettelmönch zu durchwandern. Er war Gast in den Palästen der Könige genauso wie in den Hütten der Parias. Auf diesen Wanderungen sah er die unbeschreibliche Armut und Ausbeutung der einfachen Menschen in seinem Land und machte es sich zum Ziel, sie aus der Armut und dem Unwissen zu befreien. Zunehmend verspürte er außerdem den Auftrag, die Erkenntnisse der Upanishaden über die wahre Natur des Menschen und das Ideal der Freiheit durch inneres Loslassen und Entsagung in die weite Welt zu tragen.

Im Jahr 1893 fand in Chicago eine Weltausstellung statt und in ihrem Rahmen auch ein Parlament der Religionen. Swami Vivekananda wurde bereits von verschiedenen Intellektuellen und Königen darauf angesprochen, ob er dort nicht den Hinduismus vertreten würde, und er stimmte zu. Seine Auftritte in Chicago machten ihn auf einen Schlag zu einer Berühmtheit und einem gefragten Redner, und das, obwohl er seinen amerikanischen Gastgebern alles andere als gefällig war. Er scheute nicht davor zurück, die religiöse Realität des Westens, die im krassen Gegensatz zur Lehre Christus stand, oder die Grundzüge der materialistischen, utilitären Kultur zu kritisieren.

Swami Vivekananda reiste unermüdlich und hielt im Durchschnitt zwölf Vorträge pro Woche. Auf diese Weise verbrachte er einige Jahre in den USA und in Europa. Er hielt u. a. eine Vorlesung über die Philosophie des Vedanta an der Harvard-Universität, die einen solchen Eindruck hinterließ, dass ihm der Lehrstuhl für östliche Philosophie angeboten wurde. Später kam ein ähnliches Angebot von der Columbia University. Er lehnte beide Angebote mit der Begründung ab, dass er ein Mönch sei.

In den letzten Jahren seines Lebens zog er sich zunehmend aus dem öffentlichen Leben und in die Meditation zurück. Das Werk seines kurzen, nur 39 Jahre dauernden Lebens ist allerdings enorm: Er gründete einen Mönchsorden, der heute über eintausend Mönche zählt, und hinterließ eine Organisation, die Zentren in mehreren Ländern der Welt hat und die Botschaft der Göttlichkeit des Menschen und der Einheit allen Lebens weiterträgt.

Über die Buchreihe „Universum im Inneren“

Die Buchreihe präsentiert dem deutschen Leser wichtige Bücher der fernöstlichen Philosophen und spirituellen Meister.

Spiritualität wird im Westen gänzlich anders verstanden als in Indien und den anderen asiatischen Zentren des alten Wissens über die Seele. Dort ist sie etwas Praktisches und Nüchternes. Sie ist die Kunst eines glücklichen und erfüllten Lebens und die Wissenschaft der Entwicklung des Individuums, die in seinem inneren Universum stattfindet.

Diese praktische Spiritualität bedeutet, zunächst bewusst eine Beziehung mit seinem eigenen Selbst aufzubauen. Dafür muss man seine Aufmerksamkeit – konzentriert und wiederholt – nach innen richten und nutzt dazu Methoden, die aus der systematisch aufgearbeiteten Erfahrung unzähliger Meister und Mystiker über Jahrtausende entwickelt und perfektioniert wurden. Die Methoden und Techniken der praktischen Spiritualität führen jeden ernsthaft nach innerer Reife suchenden Menschen unfehlbar zu Vollkommenheit und Erfüllung. Sie bringen ihm ein profundes Verständnis von sich selbst und der gesamten Schöpfung sowie Glück und Frieden.

Die praktische Spiritualität schließt das Verständnis der Natur als Gotteswerk und des Lebens als etwas Heiliges ein, ist also ein Gegenentwurf zum unreflektierten Egozentrismus. So verstandene Spiritualität nimmt das Ich aus dem Zentrum des Universums und stellt den Schöpfer auf den frei gewordenen Platz. Sie bedeutet also eine kopernikanische Revolution, eine grundsätzlich andere Einstellung zur Welt: das Anerkennen dessen, dass es etwas Wichtigeres, Heiligeres als uns selbst gibt, dass wir die Welt nicht besitzen, dass wir in ihr nur Mieter sind, als Mieter bestimmte Pflichten haben und uns an bestimmte Regeln halten müssen. Diese praktische Spiritualität kann also dazu beitragen, dass wir unsere selbst gemachten Probleme lösen: die Zerstörung der Natur, den Egoismus in der Gesellschaft, die Verflachung der Kultur.

Deswegen kann sie uns im Westen ganz konkret helfen, als Individuum ein sinnerfülltes, glückliches Leben zu führen und als Gesellschaft die wachsenden Bedrohungen abzuwenden. Das macht es notwendig, das Wissen über die praktische Spiritualität im Westen zu verbreiten. Und das wollen wir mit großer Sorgfalt und auf höchstem Niveau mit der Buchreihe „Universum im Inneren“ tun.

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Universum im Inneren
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